Das PR-Interview Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg steht im Vordergrund
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- von Thomas Dillmann, Bad Honnef
Edelman Germany CEO Christiane Schulz im Podcast-Interview
Die weltweit größte inhabergeführte PR-Agentur Edelman belegte im Frühjahr Platz acht im PR-JOURNAL-Ranking von Gerhard Pfeffer für den deutschen Markt. Danach gab es im Juni dann Schlagzeilen über einen angekündigten Personalabbau in den außereuropäischen Standorten von vier Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Anfang Juli folgte dann die Neuaufstellung der Führung in Europa und als Endpunkt die Beförderung von Christiane Schulz zum EMEA Regional Client Lead von Edelman Europe. Das sind Gründe genug, um nachzufragen. Christiane Schulz hat die Einladung zum PR-JOURNAL Podcast-Interview angenommen, das am 2. Oktober erscheint. Nachfolgend erste schriftliche Auszüge daraus.
PR-Journal: Mit einem Gesamtumsatz von über einer Milliarde US Dollar ist Edelman die weltweit größte inhabergeführte PR-Agentur. Inwieweit hilft euch die schiere Größe im deutschen Markt? Ist das ein wichtiges Argument bei der Kundengewinnung?
Christiane Schulz: Unser Name ist definitiv bekannt. Wenn wir der richtige Partner für das richtige Thema sind, kommen wir da vermutlich leichter in die engere Auswahl. Ich muss betonen, dass rund 50 Prozent unserer Kunden hier aus Deutschland kommen. Die andere Hälfte sind internationale Kunden. Damit ist klar, dass wir im heimischen Markt immer noch selbst für die Neukundengewinnung verantwortlich sind.
PR-Journal: Inwieweit unterscheidet sich deine Arbeit bei Edelman von den Aufgaben, die du vorher bei Ketchum Pleon oder auch WeberShandwick als CEO hattest?
Schulz: Die Arbeit unterscheidet sich sehr – bei Omnicom und IPG lag der Fokus schon sehr stark auf dem deutschen Markt. Bei Edelman managen wir unser Kundenportfolio seit einiger Zeit unabhängig von Ländergrenzen und das funktioniert wirklich gut. Viele Aktivitäten sind international ausgerichtet und finden in englischer Sprache für unsere Kunden statt. Wir sind auch auf der europäischen Ebene ein Team und agieren als solches. Das unterscheidet sich schon sehr stark von dem, wie ich zuvor gearbeitet habe.
Personalabbau als Stimmungsdämpfer?
PR-Journal: Nun dürfte aber gerade durch die enge Zusammenarbeit auf internationaler Ebene der im Sommer angekündigte Stellenabbau von vier Prozent eurer Belegschaft weltweit doch ein Schuss vor den Bug gewesen sein, auch wenn Deutschland nicht davon betroffen war? War das ein Stimmungsdämpfer in diesem Jahr?
Schulz: Ich glaube, man muss das in einem globalen Kontext sehen. Diese Entwicklung verlief für viele große Player aus der Industrie in den USA ähnlich. Es gab nach der Pandemie einen riesigen Nachholbedarf. Das heißt, man ist wirklich massiv gewachsen und in dem Kontext ist man davon ausgegangen, dass sich dieses Wachstum fortsetzt und hat entsprechende Kapazitäten aufgebaut. Das Wachstum hat sich aber verlangsamt, so dass es letztendlich zu Überkapazitäten kam, die wir aufgebaut hatten. Aber in Europa und Deutschland waren wir davon nicht betroffen.
PR-Journal: Gleichwohl hat Edelman aber die Führung in Europa neu aufgestellt. Ed Williams wurde zum internationalen Präsidenten ernannt und sein Nachfolger für EMEA Jan (AJ) Hesselink, an den du ja auch berichtest. Was hat sich dadurch für dich geändert?
Schulz: Für mich hat sich zunächst kaum etwas geändert. Ich berichte neu an AJ Hesselink mit dem ich zuvor in seiner Rolle als EMEA COO Kontakt hatte. Und mein ehemaliger Chef, Ed Williams, hat mit unserer EMEA-Region so gut performt, dass er dann die Verantwortung für das gesamte Geschäft außerhalb der USA bekommen hat. Meine Rolle hat sich dann insofern verändert, dass ich mehr Verantwortung bekommen habe und nun neben meiner Rolle als CEO für Deutschland auch EMEA Regional Client Lead geworden bin. Das spricht dafür, dass wir in der regionalen Team-Konstellation sehr gut performt haben.
Geographischer Footprint vergrößert sich weiter
PR-Journal: Regional Client Lead, was heißt das genau?
Schulz: Das heißt, dass ich verantwortlich bin, unsere schnell wachsenden Kunden und die Kundenteams strategisch und operativ so zu unterstützen, dass sie bestmögliche Ergebnisse erzielen. Die Art und Weise, wie wir das machen, habe ich einer Strategie niedergeschrieben. Mit dieser Strategie sorgen wir dafür, dass unser geographischer Footprint sich weiter vergrößert und unser Portfolio entsprechend wächst.
PR-Journal: Das Portfolio soll künftig wachsen. Heute wird Edelman in Deutschland überwiegend als Corporate Agentur gesehen. Wie zutreffend ist das?
Schulz: Ja, das Bild von außen ist häufig so. Tatsächlich scheint es so zu sein, dass es mir und uns nicht gelungen ist, in den vergangenen Jahren ein treffenderes Bild zu zeichnen. Manchmal denke ich, dass es davonkommt, weil wir uns so stark mit Trust Management beschäftigen. Und das ist immer sehr corporate-lastig. De facto ist es so, dass sich unser Business zur Hälfte auf Corporate und zur Hälfte auf Brand aufteilt. Beides hält sich die Waage. Corporate und Brand sind heute sehr viel enger vernetzt als früher.
KI wird in der Kommunikationsbranche für einen Riesenumbruch sorgen
PR-Journal: Aber es gibt viele Unternehmen, in denen immer noch zwischen den unterschiedlichen Abteilungen, die Corporate- und Markenthemen behandeln, Berührungsängste bestehen.
Schulz: Absolut, die gibt es. Ich glaube jedoch, dass für solche Unternehmen die große Herausforderung darin besteht, dass sich die kommunikative Welt stark verändert hat. Da braucht es mehr integrierte Kommunikation. Und dies ist aus meiner Sicht der Punkt, wo es spannend wird, und die eigentliche Magie entsteht. Denn eine Corporate Brand muss ja auch mit Inhalten und Leben gefüllt werden.
PR-Journal: Ein Thema, an dem wir nicht vorbeikommen, ist die künstliche Intelligenz. Welche Rolle spielt KI bei euch? Wie groß ist da tatsächlich die Nachfrage? Wie stellt ihr euch darauf ein, was habt ihr da zu bieten?
Schulz: Ja, das ist ein wirklich faszinierendes Thema. Wir haben zum Beispiel für alle Mitarbeitenden verpflichtende Trainings, die absolviert werden müssen und seit längerer Zeit eine globale Task Force. Darin wirkt auch Gary Grossman mit, der selbst schon im Weißen Haus zu diesem Thema beraten hat. Das ist großartig, wenn man solche Koryphäen hat. Eben diese Task Force kümmert sich bei uns auf allen Ebenen um das Thema.
Wir haben uns entschieden, dass wir nicht groß über das Thema KI und die Art und Weise, wie wir damit intern umgehen, sprechen werden. Denn wir glauben, dass es zukünftig ein Strategie- und Wettbewerbsthema werden wird. Aber natürlich beraten wir unsere Kunden dazu und bieten unter anderem Workshops an. Grundsätzlich glaube ich, dass wir uns sehr stark damit beschäftigen müssen, weil es in der Kommunikationsbranche für einen Riesenumbruch sorgen wird.
Soweit erste Auszüge aus dem Podcast-Interview mit Christiane Schulz. Im weiteren Verlauf des Gesprächs geht es unter anderem noch um Trust als Geschäftsmodell, Kundenzentriertheit und die Fehlerkultur bei Edelman. Eine erste Passage daraus ist hier im „PR-Journal“-Podcast (ab Minute 24:57‘) zu finden. Das Interview in voller Länge gibt es ab dem 2. Oktober hier.
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