GPRA im Dialog Fink&Fuchs: Die Agentur des Jahres lässt die klassische PR hinter sich
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- von Sarah Abou-Chleih und Patrick Herrmann, Gelsenkirchen
Die blütenweißen Räume wirken frisch und modern, gleichzeitig warm und einladend. Am großen Konferenztisch wartet Personalchefin Alexandra Groß. Trainee Valentin Keil führt uns hinein. Die Stimmung ist locker. Die beiden Kommunikationsprofis der „Besten Agentur 2016“ Fink&Fuchs antworten freimütig. Sie sprechen über den Wandel der Kommunikationsbranche. Sie raten uns Studierenden mit der Zeit die Erfahrungen zu sammeln und erteilen Social-Bots eine Absage. Im hellen Konferenzraum in Wiesbaden bringen die beiden Professionals Licht ins Dunkel der Branchengeheimnisse.
Foto von links: Andrea Schumacher, GPRA, Valentin Keil, Fink&Fuchs, Sarah Abou-Chleih, Patrick Herrmann, beide WH Gelsenkirchen, und Alexandra Groß, Fink&Fuchs.
Sarah Abou-Chleih: Starten wir mit dem Weckerklingeln. Wofür stehen Sie morgens auf? Für die Arbeit hier in der Agentur oder das Leben danach?
Alexandra Groß: Ich sage in der Tat jeden Morgen: Ich gehe wahnsinnig gerne hierher. Das macht mir unfassbar viel Spaß. Wenn der Wecker klingelt, dann weiß ich meist nicht, was der Tag bringt. Es gibt einen Terminkalender, es gibt im Kopf eine Struktur und dann sieht der Tag doch total anders aus.
Valentin Keil: Morgens wenn der Wecker klingelt, snooze ich nochmal kurz und dann geht es voran. (lacht). Ich lebe natürlich auch für das Leben nach der Arbeit. Ich bin neu hier in Wiesbaden. Das heißt, ich habe hier noch viel zu erkunden und mir wird nicht langweilig.
Patrick Herrmann: Sie haben jetzt zum zweiten Mal die Auszeichnung als ‚Agentur des Jahres‘ bekommen. Bedeutet das Druck für das Team oder ist es eher ein Ansporn?
Keil: Für mich hatte das keine direkten Auswirkungen im Alltag, aber es ist eine Bestätigung, dass man einen richtig guten Arbeitgeber ausgewählt hat. Ich merke, dass ich in dem Umfeld gut aufgehoben bin. Von daher ist das schon ziemlich motivierend.
Groß: Die Frage war ja auch, ob das ein Druck sei. Nein, das ist wirklich Motivation und Bestätigung. Der Druck kommt vom Markt. Der verändert sich gerade extrem. Ich glaube, weil wir schon sehr früh angefangen haben, Veränderungen einzuführen, war das auch ein Teil der Auszeichnung.
Abou-Chleih: Sie sagten gegenüber dem PR-Journal: ‚Eine neue Medienarena, völlig neue Anforderungen an Unternehmenskommunikation und die digitale Transformation lösen die Grenzen zwischen Public Relations, Marketing und Werbung zunehmend auf.‘ Nun wurde der Zusatz Public Relations aus dem Agenturnamen gestrichen. Wird PR für die ganze Kommunikationsbranche unwichtiger oder ist das eine interne Entwicklung?
Groß: Das ist eine Entwicklung in der kompletten Branche. Es verschwimmt, es verschwindet nicht. PR, wie sie meistens verstanden wird, wird doch noch häufig auf Media Relations reduziert. Media Relations ist einer von vielen Kanälen, mit dem man heute Zielgruppen erreicht. Wir sind jetzt fast 30 Jahre am Markt und unser Kerngeschäft war 25 Jahre lang Media Relations. Wir haben eine sehr tiefe Kenntnis des Medienmarktes mit Spezialisierung auf Technologie. Doch die reine Medienarbeit hat sich aufgelöst, durch soziale Medien, durch digitales Marketing. Die Kommunikation hat sich weiterentwickelt.
Alle streiten sich irgendwie um den gleichen Kuchen. Diese Entwicklung gehen wir mit. Deswegen war für uns sehr schnell klar, wir müssen das PR aus unserem Namen tilgen, das reduziert uns auf zu sehr Media Relations.
Herrmann: Eine Frage vor dem Hintergrund der vielen Disziplinen, die auf Berufseinsteiger zukommen. Der Studiengang Journalismus und Public Relations in Gelsenkirchen ist in seiner Form einzigartig, weil keine andere Hochschule die beiden Disziplinen parallel lehrt. Was halten sie von der Verflechtung zweier Kommunikationsdisziplinen, die sich gerne trennscharf sehen?
Groß: Es gibt einen entscheidenden, gemeinsamen Nenner. Es geht darum, Geschichten zu erzählen. Das ist die ureigene Aufgabe der PR und auch der Journalisten. Jeder muss halt für sich entscheiden, was liegt mir mehr. Bin ich Journalist, der unabhängig immer wieder unterschiedliche Themen aufgreift? Oder bin ich der PR-Mensch, der Geschichten erzählt, die hinter einem Produkt oder einem Unternehmen schlummern? Dann gibt es noch eine zweite Sache. Sehr viele Journalisten drängen in die PR, seit dem die Medien viel stärker um ihre Existenz kämpfen müssen. Punkt drei: Wenn man sich die Verlage mal anschaut, wie das Handelsblatt, die plötzlich Content Marketing machen und PR Aufgaben übernehmen - da verschwimmt auch ganz viel. Von daher ist das sehr schlau, einen Studiengang zu finden, der beides mitbedient.
Keil: Es geht ja auch um Selbstfindung bei dem Studiengang. Je mehr Eindrücke man gewinnt, desto mehr Auswahlmöglichkeiten bieten sich, um nachher seine Interessen auszubauen.
Abou-Chleih: Die Ausbildungsdauer ist heute kürzer als früher an Hochschulen. Ist dieser Turbo sinnvoll?
Groß: Ich war mit 23 fertig und wurde dann losgelassen auf die arbeitende Bevölkerung. Die Berufstätigen sind alle im Schnitt wesentlich älter. Man braucht im Agenturgeschäft Erfahrung. Die gibt es in der Uni nicht. Man lernt das theoretische Gerüst, aber wie die Kommunikationswelt draußen aussieht, das kriegt man auch durch Praktika nicht mit. Entscheidend ist doch die persönliche Reife – und die braucht Zeit und Erfahrung.
Herrmann: Bleiben wir bei aktuellen Entwicklungen. Die Wahlkämpfe 2017 stehen an. Ein überragendes Thema sind Social-Bots. Geht diese Form der Kommunikation mit seriöser Agenturarbeit konform?
Groß: Ein ganz klares Nein! Automaten, die etwas vorgaukeln: Das ist nicht richtig. Ich sehe das kritisch. Als Agentur stehen wir für Meinungsfreiheit, aber nicht, wenn sie von einem Automaten kommt.
Keil: Das sehe ich genauso. Künstliche Intelligenz steht bei vielen unserer Kunden auf der Agenda, aber wenn es an die Kommunikation geht, dann ist doch das Persönliche immer gefragt.
Sponsored Content: Für die Arbeit der Gesellschaft PR-Agenturen (GPRA) sind Nachwuchsförderung und die gezielte Verbesserung des Images von Kommunikationsagenturen gegenüber Studierenden wichtige Ziele. Daher stellt sich in Kooperation mit dem „PR-Journal“ auch im Jahr 2017 jeden Monat ein Agenturchef der GPRA den Fragen von Studierenden. Die Interviews werden von Studentinnen und Studenten aus dem Fachbereich der Kommunikation und Public Relations geführt. Die Redaktion stellt die Plattform für den Austausch der vier PR-Nachwuchsinitiativen Public Relations Studierende Hannover e.V. (PRSH), Leipziger Public Relations Studenten e.V. (LPRS), kommoguntia e.V. in Mainz, und campus relations e.V. in Münster und weiteren Studierenden mit der GPRA. Die genannten PR-Initiativen werden vom „PR-Journal“ gefördert. In der 14. Folge stellten Sarah Abou-Chleih und Patrick Herrmann aus dem Studiengang Journalismus und PR an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen ihre Fragen.
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